Darüber spricht man doch nicht!

Die schöne bebilderte Social-Media-Welt mit ihren soften Farben, dem Sonnenschein, dem Luxus scheint unser neues Normal zu sein.

In jedweder Weise sind wir in einer „Blase“, ob es die uns live und in Farbe umgebenden Menschen sind oder die in unseren Kontakten auf dem Telefon und den entsprechenden Messaging- Plattformen.

Dort sehen wir Bilder, Statusmeldungen, Meinungsmachereien … und ordnen ein. Es gibt die Engelfrau, den Politiker-Basher, jemanden der andauernd seine Enkelkinder herzeigt … und wir entscheiden, wen wir stumm schalten, damit er oder sie uns nicht weiter triggert. Alles wird weichgespült.

Enttäuschungen, Rückschläge oder Schlimmeres sind dort kein Thema.

„Hallo an alle! Hab‘ heute meine Krebs-Op. Ich sag schon mal tschüss, falls wir uns nicht mehr sehen. Macht was draus!“ Hast du sowas schon gelesen? Oder „Unser Kind ist behindert geboren. Wer weint mit uns?“

Nicht mal: „Diese ganzen Veränderungen wegen der Pandemie machen mich fertig. Ich bin kein Impfgegner oder so, aber mich laugt das alles echt aus. Ich kann nicht mehr. Wie weiter?“ würde auch niemand schreiben. Allenfalls der besten Freundin wird das (hoffentlich) anvertraut. Und dann? Ist man gemeinsam ratlos?

Warum gibt es in unserer Gesellschaft keine Kultur offen mit Rückschlägen, Enttäuschungen, Verlusten umzugehen. Am Thema Trauer kann man es von jeher gut erkennen: „Du hast Vater, Mutter verloren? Nun ja, die hatten doch ein schönes Alter. Dann muss das mal nach vier Wochen wieder gut sein!“ Alles was stört, da wird nicht hingesehen. Obwohl wir es alle kennen. Jeder und Jede kennt Liebeskummer, Verlassen werden, Erfahrungen von Unzulänglichkeit, falsche Entscheidungen von verschiedener Tragweite getroffen zu haben- und dann mit den Folgen zu leben. Aber wie? Dafür gibt es nur bedingt Vorbilder.

Dieses dauernde Wegschauen schadet.
Dauernd hinschauen schadet auch. Was tun?

Hinschauen UND aber noch mehr auf das schauen, was du dir Schönes in deinem Leben wünscht. Die Definition von diesem Schönen ist so verschieden wie jeder und jede von uns. Dir zugestehen, dass du, obwohl du diesen oder jenen Fehler gemacht hast, diesen oder jenen Verlust erlitten hast, ein Recht auf ein Leben hast, was du liebst- ohne dich bescheiden zu müssen – dafür trete ich an. Für mich. Und für dich.

Herzlichst, Birgit

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